Das Junge Bürgertheater führte die Besucher treppab ins „Niemandsland“.
„Wer zum Teufel bin ich? Wer bist du und wer sind wir?“ Das sind die Fragen die sich die Jugendlichen stellen zu Beginn des selbst entwickelten Stückes „Niemandsland“, gespielt im „Theater treppab“. „ES ist doch immer das gleiche! Was ist ES? Machen wir uns auf die Suche!“ Elf Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren haben sich beim Jungen Bürgertheater der Badischen Landesbühne auseinandergesetzt mit der Suche nach dem Sinn im Leben; ausgehend von dem Märchen „Alice im Wunderland“. Sie wollen nicht mehr so sein, wie man sein sollte.
Sie wollen nicht mehr den Idealen gehorchen, die man ihnen vorsetzt. Sie wehren sich gegen die Haltung: Du bist wertlos, wenn Du nicht den Vorgaben entsprichst! Den Vorgaben der Erwachsenen, der Werbung, der Verkaufsstrategen, derer die alles genau wissen.
Sie wollen nicht mehr so sein, wie man sein sollte.
In kleinen Szenen, die sich lose aneinander reihen, geben sie ihren Gedanken und Gefühlen Gestalt. Sie beschreiben ihre Angst und Ohnmacht. Verschlossene Türen stehen für ihre Situation. Und doch öffnen sie sich bisweilen. Sie erleben eine widersprüchliche Welt zwischen dem, wie sie sein sollten und dem wie sie sind, zwischen dem Wunsch nach Gemeinschaft und der Betonung des Ich.
Sehr eindrücklich spielen die Teenager die Zerrissenheit zwischen Soll und Ist, zwischen Hoffnung und Resignation, zwischen Druck und Freiheit. Dabei haben sie es gelernt, mit ihrer Körpersprache sehr eindeutig Stimmungen und Emotionen wiederzugeben. Ihre Mimik und Gestik sind eine deutliche Sprache. In einer treffenden Choreographie wirft sie ihre Hilflosigkeit immer wieder zu Boden. In einer Kissenschlacht geben sie ihrer Gegenwehr Ausdruck. Mit T-Shirts zeigen sie sich als „Queen“ oder „Dreamer“. Sie machen sich Mut mit dem Aufdruck „Don’t worry be happy.“
Galgenhumor oder Zuversicht
Galgenhumor oder Zuversicht lassen sich manchmal nur schwer unterscheiden. „Dieses Theaterprojekt war eine wertvolle Zeit für die Jugendlichen“, sagen Katherine Kügler, künstlerische Leiterin und Erika Manner, Assistenz. „Wir haben uns intensiv auseinandergesetzt mit Idealen, Vorbildern,
Träumen und Sollvorschriften, mit der Optimierung unseres Menschseins.“ Dies sei gerade für die jungen Menschen, die dabei sind, ihren eigenen Weg zu gehen, eine existentielle Erfahrung gewesen. Ein karges, konzentriertes, dabei kreatives und zielführendes Bühnenbild von Ines Unser sowie die eindrückliche Dramaturgie von Tristan Benzmüller unterstrichen die Aussage des Stückes.
Junges Bürgertheater als großes Anliegen
„Das Junge Bürgertheater ist uns ein großes Anliegen“, sagen Dorothee Eckes und Gilbert Bürk vom Vorstand der Bürgerstiftung, einer der Sponsoren des Projektes. „Wir wollen jungen Menschen helfen, selbstbewusst zu werden und sich kritisch den Fragen des Lebens zu stellen.“ Weitere Unterstützer, die das Projekt erst ermöglichten, sind die Stadt Bruchsal, Sparkasse Kraichgau und die Stadtwerke Bruchsal.