„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, möchte man über das Theaterstück „Sonnenstrahl im Kopfsalat“ von Holger Schober schreiben. Es ist ein Klassenzimmerstück für zwei Darsteller und erlebte eine viel gelobte Uraufführung im Theater „treppab“ der Badischen Landesbühne. Yasmin Vanessa Münter und Frederik Kienle boten eine sehr überzeugende Darstellung der Situation eines an Demenz erkrankten Menschen. Gilbert Bürk und Dorothee Eckes, vom Vorstand der Bürgerstiftung fanden darum auch viele lobende Worte für diese Produktion, die die Stiftung mit einer großen Summe gefördert hatte. Anliegen der Stiftung sei es, junge Menschen über das Theaterstück an Berufe aus dem Pflegebereich heranzuführen, sagten Eckes und Bürk. „Hier fehlen Fachkräfte und es eröffnet sich für junge Menschen ein weites Berufsfeld mit Zukunft.“

Pflegeberufe – ein weites Berufsfeld mit Zukunft

Holger Schober, der Autor, hat die nüchterne Diagnose „Sie haben degenerative Demenz“ in eine Geschichte gekleidet, die Geschichte von David und seiner Enkeltochter Sarah und die des vergeblichen Kampfes der beiden Aminosäuren Arginin und Tyrosin, Argi und Tyro, gegen das Vergessen.
Am Ende, wenn alle Erinnerungen weg sind, bleibt nur noch der Mensch in seiner Würde. Ein buntes Bild stellt diesen letzten Sonnenstrahl dar. Alle anderen Erinnerungen in Form von Bildern an der Wand sind zerschreddert in Aktenvernichtern. „Die Darstellung ist sehr wirklichkeitsnah und entspricht den Erfahrungen, die wir machen“, sagt Silke Wentz, eine der Schülerinnen aus der Altenpflegklasse der Käthe-Kollwitz-Schule, die geholfen hat, das Stück zu entwickeln. „Ich bin überrascht, welch ein gefühlvolles Theaterstück aus unseren Schilderungen entstanden ist“, sagt Maurice Glasenapp, ein Mitschüler.

Demenz raubt nicht die Menschenwürde

Yasmin Vanessa Münter und Frederik Kienle spielen sehr eindrücklich die ganze Palette an Emotionen, die mit dieser Erkrankung einhergehen bei allen Betroffenen: Hoffnung und Verzweiflung, Wut und Aggression, Unverständnis und (Selbst-)Ablehnung, Sarkasmus und Galgenhumor, Erschöpfung und Selbstvorwürfe. Dabei agieren Sie mal als Sarah und Opa sowie als „Tyro“ und „Argi“. „Wir wollten keine naturalistische Darstellung inszenieren, sondern eine emotionale Kollage, die den Zuschauer erfasst und mitnimmt“, sagt Julia-Huda Nahas, die Regisseurin. Dies ist allen Beteiligten, sowohl auf als auch hinter der Bühne, gelungen. Die Fachleute aus der Pflegebranche im Publikum bestätigen es. (art)


Tyro(sin), Yasmin Vanessa Münter und Argi(nin), Frederik Kienle im Wechselspiel


Argi(nin) und Tyro(sin) kämpfen um Großvater David


Die letzten Erinnerungen schwinden